Obwohl der Name „historisch klingt“, ist das „Deutschhaus“ eine junges Gymnasium,  das jüngste in der Stadt Würzburg – und das erste,  für dessen Bau und Sachausstattung der Landkreis Würzburg verantwortlich zeichnete.  Die feierliche Einweihung fand am 24. Juli 1975 statt.  Damals sprach man noch vom „Gymnasium am Zeller Berg“. Erst im Folgejahr verlieh das Kultusministerium, damals unter Staatsminister Professor Hans Maier, der Schule den Namen „Deutschhaus-Gymnasium“. Die namensgebende Nachbarschaft, die Deutschhaus-Kirche und das Gebäude der ehemaligen Deutschordens-Kommende, liehen also der jungen Schule ein wenig von ihrer geschichtlichen Aura, wie überhaupt der Bauplatz für das Gymnasium und sein unmittelbares städtisches Umfeld in vielerlei Hinsicht historischer Boden sind (25 Jahre DHG - "Links, wo das Herz ist").

 Unter dem ersten Schulleiter, Dr. Heinrich Wunderlich, begann im Schuljahr 1975/76 der Unterrichtsbetrieb für die Jahrgangsstufen 5 - 7. Und 1982 war das DHG, so das Kürzel unter den Jugendlichen,  „erwachsen“  geworden, denn in diesem Jahr legte der erste Jahrgang am Deutschhaus-Gymnasium sein Abitur ab. Dass zu diesem Zeitpunkt schon fast 1100 Schülerinnen und Schüler das neue gymnasiale Angebot nutzten, zeigt, dass sich das DHG in kurzer Zeit erhebliches Ansehen erworben und sich in der Würzburger Schullandschaft etabliert hatte.

Um die Jahrtausendwende gab es mehrere wichtige Veränderungen: Gerhard Schöner, der die Schule nach dem Tod des ersten Schulleiters 1987 übernommen und über ein Jahrzehnt geführt hatte, ging 1999 in den Ruhestand. Sein Nachfolger war Armin Hackl (1999-2008). Um diese Zeit wurde als „Kind“ des Deutschhaus-Gymnasiums das Gymnasium Veitshöchheim selbständig, nachdem es zwei Jahre lang vom DHG aus gelenkt worden war. Einige Lehrkräfte, die zwei Jahre lang hin- und hergependelt waren, zogen nun mainabwärts, um dauerhaft an diesem zweiten Gymnasium des Landkreises zu arbeiten. Am DHG dagegen wurden ganz neue Aufgaben übernommen: Mit dem Schuljahr 2001/02  begann die Förderung von besonders begabten Schülerinnen und Schülern  – eine große Herausforderung, der sich der Schulleiter mit Elan und viel Idealismus stellte. Seitdem wird jedes Jahr eine sog. „Modellklasse“ für diese Schülerinnen und Schüler gebildet, und die Begabten- und Begabungsförderung ist zum Markenzeichen der Schule geworden – weit über das Einzugsgebiet Würzburgs hinaus. 2016 hat  das Staatsministerium die hier entstandene Expertise gewürdigt und das DHG zum „Kompetenzzentrum für Begabtenförderung“ in Unterfranken ernannt. Damit sind zugleich neue und vielfältige Aufgaben für die Schule und ihre Lehrkräfte entstanden, um die Begabtenförderung noch stärker in allen Schulen und im gesellschaftlichen Bewusstsein zu verankern.

 

Die Dynamik der Schule und das Engagement des Kollegiums werden auch im Feld der Sportförderung  sichtbar: Auch hier fallen die Anfänge in die Schulleiter-Zeit Armin Hackls: Inzwischen werden am DHG auf der Basis eine für alle offenen Sportförderung auf der Unterstufe ab Jahrgangsstufe 8 sog. Sportklassen gebildet, in denen sich Schülerinnen und Schüler zusammenfinden, die Schule und Leistungssport gleichzeitig betreiben wollen. In enger Zusammenarbeit mit den großen Vereinen der Region ist so eine Leistungssportförderung gewachsen, die – jenseits der staatlich unterstützten speziellen Sportschulen – weithin ihresgleichen sucht.

Beide Felder, die Förderung leistungssportaffiner Kinder und Jugendlicher und die Begabtenförderung, wurden unter dem Schulleiter Norbert Baur (2008 - 2015) fortgeführt. In seine Anfangsjahre fallen auch die Eröffnung des noch unter Hackl  initiierten Neubaus an der Zeller Straße, der ein optischer „Hingucker“ geworden ist, sowie die Fertigstellung der Generalsanierung des bisherigen Gebäudes.  Zudem hat er ein weiteres schulisches Feld bestellt: die Kooperation des DHG  mit europäischen Bildungseinrichtungen, vor allem mit deren Lehrkräften wie Schülerinnen und Schülern. Im Bewusstsein der Bedeutung des Zusammenkommens der Menschen in Europa hat er hier Akzente gesetzt und für die notwendige Ressourcenausstattung gesorgt, v. a. mithilfe der EU-Programme Comenius und Erasmus.

 Aus all diesen Entwicklungslinien und Traditionen erwächst die Zukunft unserer Schule: Sie liegt darin, einer immer heterogeneren Schülerschaft in einer Schule der Vielfalt Angebote über den Lehrplan hinaus zu machen, die der Individualität und der Persönlichkeit jeder Schülerin und jedes Schülers entgegenkommen. „Be-gabt“ ist nämlich jede und jeder unserer Kinder und Jugendlichen, so lehrt es ein unverstellter und für die Zukunft einer freien Gesellschaft offener Blick.

 

Text: M. Schmitt
Fotos 3-5: M. Pietschmann
Quellenangabe von 25 Jahre DHG - "Links, wo das Herz ist": Michael Schmitt: "Links, wo das Herz ist". Das Deutschhaus-Gymnasium im Herzen des historischen Würzburg. In: Deutschhaus-Gymnasium (Hg.): Festschrift zum 25-jährigen Bestehen des Deutschhaus-Gymnasiums Würzburg - Jahresbericht des Deutschhaus-Gymnasiums Würzburg 1999/2000. Würzburg. 2000. S. 72 - 79.